Charles Baudelaire

1821 – 1867           Frankreich

 

 


                                               In Übersetzungen von

Jakob Bettelheim

 

 

Lunas Schwermut

 

Nachlässiger als sonst, in Träumen ruht

Der Mond. Sein Traum ist hold, wie eines Weibes,

Das mit zerstreutem Sinn, unwissend was er thut,

Liebkost die Reize seines eignen Leibes.

 

Auf schnee’ger Berge atlasweißen Bug

dehnt er sich in dumpfem, stummem Brüten

Hinstarrend auf den bleichen Geisterzug,

Der auf zum Himmel steigt in weichen Blüten.

 

Wenn manchmal – niederwärts auf diese Welt –

Ein flücht’ger Tropfen seinem Aug’ entfällt:

Ein frommer Dichter, der ihn fallen seh’n

 

Holt ihn hervor, aus seinem Erdengrab

Und senkt ihn tief ins eigne Herz hinab,

Wo ihn kein Strahl der Sonne kann erspäh’n.